Keine Zeit?
 
Nach langer Pause (wegen technischer Unzulänglichkeiten):
 
Immer mehr Leute haben keine Zeit. Privatleute für ihren Garten; statt dessen kommt zwei Mal im Jahr der Gärtner.
Mitarbeiter im Krankenhaus eilen von Patient zu Patient und tun niemand wirklich etwas Gutes. Autofahrer parken „nur gschwind“ schräg auf dem Gehweg, weil sie keine Zeit haben richtig einzuparken. Politiker geben sich mit Zusammenfassungen von Verträgen zufrieden, weil sie keine Zeit haben die Originale zu lesen (Cross-Border-Leasing) und wundern sich später, was sie unterschrieben haben. Viele essen und trinken im Gehen oder in Bus und Bahn, weil sie keine Zeit haben sich richtig zu Tisch zu begeben.  
Wenn wir aber keine Zeit mehr haben, um das, was wir tun, richtig zu tun und auch den Abschluss, die Erledigung, den Erfolg einer Handlung zu genießen, ja was bleibt dann noch? Vermutlich das ständige Gefühl zu versagen, seine Sache nicht richtig zu machen, schlechter zu sein, als andere. Und die Qualität aller Dienste und Erzeugnisse sinkt immer weiter. Das ist eine Spirale, die zu immer weniger Lebensfreude führt. Denn Gefühle brauchen Zeit. Sie sind sozusagen die Nahrung für die Seele. Wenn wir keine Zeit mehr für Gefühle haben, verhungern wir seelisch.  
Carl-Josef Kutzbach
Mittwoch, 17. Juni 2009